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Gegen die Regeln

Sobald man sich etwas ernsthafter mit der Fotografie beschäftigt, lernt man, sich an bestimmte Gestaltungsregeln zu halten. Diese sollen für einen harmonischen bzw. spannenden Bildaufbau sorgen und unterscheiden den Fotografen vom Knipser 🙂

Eine der ersten und wichtigsten Regeln ist die sogenannte Drittelregel: das Hauptmotiv oder wichtige Elemente wie der Horizont sollten nicht in der Bildmitte, sondern im äußeren/oberen/unteren Drittel des Bildes liegen. Dazu denkt man sich je zwei horizontale und zwei vertikale Linien, die das Bild in neun gleich große Rechtecke teilt. An diesen Linien und an den vier Schnittpunkten kann man sich nun bei der Bildgestaltung orientieren. Viele Kameras bieten sogar die Möglichkeit, das Muster auf dem Display einzublenden.

Nun sind diese Regeln aber keine festgenagelten Gesetze, an die man sich strikt halten muss. Ganz im Gegenteil: manchmal sorgt gerade das Brechen dieser Regeln für ein ungewöhnliches Bild.

Das Foto ganz oben habe ich bewusst mittig aufgenommen und es funktioniert in meinen Augen trotzdem, ohne langweilig zu wirken. Dabei trägt der Hintergrund sehr viel zur positiven Wirkung bei! Die unscharfen Äste und Blätter bilden regelrecht einen Tunnel, der den Blick magisch in die Bildmitte auf das Gesicht zieht. Läge dieses nun weiter am Rand, müsste unser Auge, in der Bildmitte angekommen, erstmal danach suchen. Das Bild wäre weit weniger harmonisch.

Ausnahmen bestätigen eben die Regel 😉

Das traumhafte Bokeh verdanke ich übrigens dem Canon 50mm 1,4 USM Objektiv. Meine neue Lieblingslinse! Blende 1.4 ist schon sehr geil 🙂

Noch eine kleine Anmerkung: so ganz genau sollte man es mit der Drittelregel gar nicht nehmen, ist sie doch nur eine Annäherung an den goldenen Schnitt! Und dieser ist mitnichten eine Erfindung der Fotografie, sondern war in der Malerei schon zurück bis ins Mittelalter bekannt!